- Peer Schwiders
An der HU gewählt - Julia von Blumenthal wird die Viadrina verlassen
Aktualisiert: 15. Feb. 2022
Seit Oktober 2018 leitet Julia von Blumenthal als Präsidentin die Viadrina in Frankfurt (Oder). Heute wurde bekannt, dass die Amtszeit der Politikwissenschaftlerin früher als geplant endet - von Blumenthal wird Präsidentin der Berliner Humboldt-Uni.
In der heutigen Konzilssitzung wurde von Blumenthal mit 44 von 58 Stimmen gewählt, 12 Mitglieder stimmten gegen die Politikwissenschaftlerin. Zwei Stimmen waren ungültig.
Für die Viadrina bedeutet die Wahl den Verlust der Präsidentin, die seit Oktober 2018 ihr Amt bekleidet.
An der zweitgrößten Uni in Berlin ist Julia von Blumenthal kein unbekanntes Gesicht. Seit 2009 ist sie Professorin am Institut für Sozialwissenschaften, außerdem war sie Dekanin verschiedener Fakultäten und ist bis heute Mitglied in einem Kuratorium der Universität zu empirischer Integrations- und Migrationsforschung.
Von Blumenthal wollte bereits 2016 ins HU-Präsidium - und scheiterte
Bereits im Februar 2016 wollte von Blumenthal den Sprung ins Präsidium an der HU schaffen und Vizepräsidentin für Lehre und Studium werden - allerdings zog sie ihre Bewerbung kurz vor der geplanten Abstimmung im Konzil (vergleichbar mit dem Senat der Viadrina) zurück, als klar wurde, dass die Studierenden ihr die notwendige Zustimmung verweigerten.
Allerdings hing die Ablehnung nicht mit von Blumenthal selbst, sondern einem vorangegangenen Eklat zusammen, der zum Rücktritt mehrerer Kandidierender für die verschiedenen Vize-Posten führte. Der Hintergrund: Die damals designierte Präsidentin Sabine Kunst hatte öffentlich eine Präferenz für einen Bewerber geäußert, mehrere Bewerbende warfen ihr daraufhin Parteinahme vor und zogen ihre Kandidaturen zurück. Von Blumenthal blieb als Einzelkandidatin übrig und war unabhängig von ihrer Person gescheitert, da die Studierendenvertreter eine Auswahl aus mehreren Kandidierenden forderten, um ihre zur Wahl notwendige Ja-Stimme zu vergeben.
Bei ihrer Kandidatur als Präsidentin der Viadrina im Jahr 2018 klappte dann alles reibungslos. Als einzige Kandidatin konnte von Blumenthal mit ihrem wissenschaftlichen Profil und ihrer Vision überzeugen: Der Senat wählte sie einstimmig zur zweiten Präsidentin der Viadrina, deren Urahn Georg von Blumenthal bereits vor über 500 Jahren das Amt des Rektors der damaligen Uni in Frankfurt (Oder) innehatte.
Eine erste Vorstellungsrunde vor einem Kuratorium fand bereits statt, beide Kandidaten stehen nun im Wahlvorschlag. Am 08. Februar stellte von Blumenthal und ihr Gegenkandidat Joybrato Mukherjee, Präsident der Universität Gießen und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, dem Konzil in einer Videokonferenz ihre Vision für die HU vor.
Die Amtsvorgängerin trat aus Protest gegen das neue Berliner Hochschulgesetz zum Jahresende zurück, die Leitung der HU übernimmt der seitdem kommissarisch der Psychologieprofessor und bisherige Vizepräsident für Forschung, Peter Frensch.
Gegenkandidat zieht sich zurück - Julia von Blumenthal war nun alleinige Bewerberin an der HU Berlin
Nachdem sich Ende Januar noch ein enges Rennen um die Präsidentschaft der Humboldt-Uni in Berlin abzeichnete, bahnt sich nun ein Erfolg für die Viadrina-Präsidentin Julia von Blumenthal an. Ihr Gegenkandidat Joybrato Muhkerjee, Präsident der Uni Gießen, zog am Montag (08.02.2022) seine Bewerbung zurück, um laut eigener Aussage ein rein männliches Präsidium zu verhindern. In Gießen läuft Muhkerjees Amtszeit turnusmäßig bis 2028.
Da von Blumenthal nun die einzige Bewerberin war, galt ihre Wahl als sicher.
Durch die Wahl von Julia von Blumenthal wird nun Prof. Dr. Eva Kocher als erste Vertreterin der Präsidentin kommissarisch die Leitung der Viadrina übernehmen.
Ein Abgang der Präsidentin lässt eine große Lücke entstehen und auch einige Projekte der Viadrina mit anderen Akteur*innen wie der Stadt Frankfurt (Oder) werden zurückgeworfen. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen ein Abgang von Blumenthals im Falle ihrer Wahl hätte.
Foto: Heide Fest