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  • Robert Schwaß

Art an der Grenze mit: Sasha Bels

Aktualisiert: 30. Dez. 2020

Art an der Grenze ist aus der Frankfurter Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Wegen der Corona-Pandemie musste das Festival dieses Jahr neu geplant werden: Bis zum 30. November sind die Werke der Kunstschaffenden im Schaufenster in der Kleinen Oderstraße 5 zu sehen. Auch zwei Studierende der Viadrina stellen aus: Sasha Bels und Roman Boichuk. Wir stellen euch die Beiden vor.


Klickt hier, um zum Interview mit Roman zu kommen.


Sasha Bels kommt aus der zentralrussischen Stadt Kasan und ist auf vielfältige Art künstlerisch und politisch aktiv. Einige ihrer Zeichnungen sind bei der diesjährigen Ausgabe von Art an der Grenze zu sehen. Viele von Sashas Bildern thematisieren gesellschaftliche Phänomene und Probleme. Wir haben die 25-jährige Master-Studentin zum Interview getroffen.


Sasha, du bist nicht nur als Zeichnerin tätig, sondern auch als Fotografin und Model. Woher kommt deine Leidenschaft für die Kunst? Ehrlich gesagt, kann ich mir ein Leben ohne Kunst inzwischen nicht mehr vorstellen. Ich wollte früher immer eine Kunstschule besuchen, aber meine Eltern haben mich zum Klavierunterricht geschickt. Ich habe das gehasst. Aber nach 8 Jahren und dem Musikschulabschluss konnte ich mich endlich auf meine Kunst konzentrieren. Eigentlich habe ich erst in den letzten Schuljahren damit begonnen, intensiv zu malen. Ich kann mich nicht entscheiden was ich lieber mache: fotografieren, malen oder selber hinter der Kamera stehen.


Welche Dinge inspirieren dich bei deinen Arbeiten?

Sehr vieles: Bücher, Geschichten und Menschen um mich herum, aber besonders die Natur. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch meine Bilder. Aber auch Politik und gesellschaftliche Ereignisse interessieren mich sehr. Ich versuche sie in meinen Bildern festzuhalten und die Zuschauer*innen zum Dialog einzuladen. Meine Bilder sind meine Gedanken und Statements.


Deine politischen Illustrationen üben zum Teil Kritik an der russischen Gesellschaft. Welche Ereignisse sind dir besonders wichtig? Mich hat die Verfassungsänderung in Russland sehr betroffen. (Mitte März 2020 vom Parlament verabschiedet, unter anderem wurde die Zählung der bisherigen Amtszeiten von Putin annulliert, Anmerkung. d. Red.) Beworben wurde die Änderung mit „traditionellen Familienwerten“, Religion, äußerer Sicherheit und innerer Stabilität. Aber in der Realität ging es um die Machterweiterung des Präsidenten. Dabei gäbe es andere Sachen zu tun, zum Beispiel die Bekämpfung von Homophobie und Diskriminierung. Russland wird immer mehr zu einem totalitären Staat, wo Geld und Angst regieren.

Auch deine bei Art an der Grenze ausgestellten Werke thematisieren aktuelle Ereignisse…

Genau, ein Bild erzählt zum Beispiel über die Schwestern Chatschaturjan. Sie wurden jahrelang von ihrem Vater erniedrigt und sexuell missbraucht. Die Verwandten des Vaters wussten davon, haben die Mädchen jedoch nicht unterstützt. Eines Tages töteten die Töchter ihren Vater – aus Notwehr, sagen sie. Doch vor Gericht sind sie als Mörderinnen angeklagt und es drohen lange Gefängnisstrafen. Es ist ein Beispiel von vielen, dass zeigt, wie häusliche Gewalt für die Opfer enden kann.


Du engagierst dich ja auch aktiv gegen häusliche Gewalt. Welche Aktionen hast du in nächster Zeit geplant?

Ja, ich beschäftige mich vor allem mit häuslicher Gewalt in Russland. Seit 2017 ist häusliche Gewalt zum Teil dekriminalisiert worden, sie gilt in vielen Fällen nur als Ordnungswidrigkeit, nicht als Straftat. Es ist eine schreckliche Situation für die Opfer, da Gewalt relativiert wird. Mit meiner Kunst möchte ich zeigen, dass Gewalt keine Normalität sein darf und die Gesellschaft nicht die Augen davor verschließen darf. Mit Freund*innen wollte ich einen künstlerischen Protest organisieren, unterstützt wurden wir dabei vom Helene-Weber-Kolleg. Allerdings wurde unser Mal-Abend mit anschließendem Flashmob wegen der Pandemie verschoben. Dabei ist es momentan aktueller denn je, da durch Isolation und Quarantäne ein weltweiter Anstieg von häuslicher Gewalt zu beobachten ist. Ich hoffe, wir können unsere Aktion im Sommer oder Frühling nachholen!


Interview geführt von Robert Schwaß


Mehr Infos zu Art an der Grenze findet ihr hier.

Mehr Bilder von Sasha Bels findet hier

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