- Robert Schwaß
Art an der Grenze mit: Roman Boichuk
Art an der Grenze ist aus der Frankfurter Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Wegen der Corona-Pandemie musste das Festival dieses Jahr neu geplant werden: Bis zum 30. November sind die Werke der Kunstschaffenden im Schaufenster in der Kleinen Oderstraße 5 zu sehen. Auch zwei Studierende der Viadrina stellen aus: Sasha Bels und Roman Boichuk. Im Interview stellen wir euch die Beiden vor.
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Roman Boichuk begann vor sechs Jahren in seiner Freizeit zu fotografieren. Mit seinen Bildern wirft Roman eine besondere Perspektive auf Frankfurt und Słubice, aber auch auf die Orte, in denen er groß geworden ist. Momentan studiert der 28-jährige Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas an der Viadrina.
Grüß dich Roman. Wer deine Bilder von Art an der Grenze oder Instagram kennt, weiß, dass du mit großer Leidenschaft fotografierst. Wann hast du angefangen, dich für Fotografie zu interessieren? Das war vor ein paar Jahren in Berlin. Aber richtig los ging es erst, als ich begann, die Orte zu fotografieren, wo ich groß geworden bin. Ich komme aus Moskaliwka, einem Dorf im Westen der Ukraine, unweit der Großstadt Ternopil. Fotografie als Hobby begann also auch aus einem Gefühl von Heimweh. Ich konnte die Orte, an denen ich selten bin, und Menschen, die ich nicht so oft sehe, in meinen Bildern festhalten und archivieren.
Du fotografierst vor allem mit analogen Kameras. Was ist das Faszinierende daran im Vergleich zur digitalen Fotografie?
Momentan fotografiere ich vor allem mit einer Praktica MTL 5B, einer Kamera aus den 80er Jahren. Ich finde, die analoge Kamera erzieht. Wie ich das meine? Man fokussiert sich auf das Wesentliche. Statt zum Beispiel 1000 Fotos von Reisen mitzubringen, die man sich selten anschaut, nimmt man nur 36 Bilder mit nach Hause. Ich habe jedes Bild im Gedächtnis, die Ergebnisse sehe ich aber erst nach meiner Rückkehr und der Entwicklung des Films. Das ist auch ein gewisser Überraschungseffekt. Ich vergleiche die Ergebnisse mit meinen Erwartungen. In Zeiten der Digitalisierung ist das schon eine spannende Sache. Dadurch, dass ich an den Kameras vieles manuell einstelle, habe ich auch mehr Vertrauen in meine eigene Arbeit.

Welche deiner Bilder können wir bei „Art an der Grenze“ sehen?

Dort stelle ich meine Fotoserie „Frankfurt/Purple/Słubice“ aus. Die Idee dazu entstand dank meiner ehemaligen WG-Mitbewohnerin eher zufällig. Sie brachte die unterschiedlichsten Dinge mit in die Wohnung, ob Küchengeräte oder kleine Möbel: Alles war pink und lila. Da habe ich mich gefragt: Wie wäre es, wenn die ganze Stadt plötzlich so aussehen würde? Also habe ich angefangen mit einem LomoChrome Purple Film analog zu fotografieren. Dieser Film verfälscht die realen Farben. Zudem habe ich Motive gewählt, auf denen teilweise nicht sofort zu erkennen ist, wo sie sich in Frankfurt oder Słubice befinden.
In einem weiteren Projekt kooperierst du mit Sasha Bels, die in diesem Jahr ebenfalls bei „Art an der Grenze“ ausstellt. Wie war eure Zusammenarbeit?
Das war eine schöne Erfahrung. Mir gefallen ihre Zeichnungen sehr und wir haben lange überlegt, wie wir zusammenarbeiten können. Dann kamen wir auf die Idee, Schwarz-Weiß-Bilder meines Heimatdorfes in der Ukraine als Hintergrund zu benutzen. Sasha fügte den Fotos mit ihren Farben und Malereien dann eine neue Ebene hinzu. Das Ergebnis gefällt mir sehr gut!
Interview geführt von Robert Schwaß
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